Samstag, 18. Dezember 2010

Christen in der Gemeinschaft

Gottesdienst zum 7. Sonntag nach Trinitatis am 20.07.1980
09.00 Uhr Krankenhaus in Schlebusch
10.00 Uhr Leverkusen-Manfort

Wiederholungen:
12.09.1982 Lev.-Rheindorf-Süd und Rheindorf-Nord
20.07.1984 09.00 Lev.-Schlebusch
17.07.1988 Seniorenzentrum Tempelhofer Straße, Lev.-Mathildenhof

Lieder:
Evangelisches Kirchengesangbuch (EKG)
ab 1996 Evangelisches Gesangbuch (EG)

EKG 339, 1 + 4 Die helle Sonn leucht jetzt herfür ....        EG 437
EKG 218, 1 - 3,  5+7 Sonne der Gerechtigkeit ...             EG 262
EKG 233, 1-3 8 + 9 Sei Lob und Ehr dem höchsten Gut ..EG 326
EKG 159, 1-3 Das sollt ihr, Jesu Jünger, nie vergessen      EG 221
EKG 264, 1-3 Erneure mich, o ewigs Licht, ...                  EG 390
EKG 526, 1-3 Es kennt der Herr die Seinen ...                 EG 358
EKG 431,1     Höchster Gott, wir loben dich ...                EG  -

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen. Amen.

Der Predigttext für den heutigen 7- Sonntag nach Trinitatis steht im 2. Kapitel der Apostelgeschichte nach Lukas und lautet in den Versen 41 bis 47 - wir hören die Übersetzung von Ulrich Wilckens -:

- Text -

41 a) Die nun sein Wort annahmen, ließen sich taufen; ...
42) Sie blieben beständig bei der Lehre der Apostel, bei der Gemeinschaft, beim Brotbrechen und bei den Gebeten.
43) Furcht Gottes kam auf bei jedermann: viele Zeichen und Wunder geschahen durch die Apostel.
44) Alle, die zum Glauben gekommen waren, verwalteten ihre ganze Habe als Gemeinbesitz.
45) Ihre Grundstücke und sonstige Güter verkauften sie und
verteilten (den Erlös) an alle, so oft einer etwas nötig hatte.
46) Tag für Tag trafen sie sich einmütig im Tempel, brachen das
Brot in den verschiedenen Häusern, hielten gemeinsame Mahlzeiten
voller Jubel und mit lauterem Herzen,
(47) priesen Gott und waren beliebt im ganzen Volk. Der Herr aber führte Tag für Tag Menschen, die zum Heil ausersehen waren, zur Gemeinde hinzu.

Herr, unser Gott, die Gabe des Heiligen Geistes hat in der Pfingstgemeinde eine Gemeinschaft entstehen lassen, die bis in unsere Zeit hinein wirkt. Hilf du uns, den Anruf recht zu verstehen, dir in Gemeinschaft zu folgen. Amen.

Gestern wurde in einer Kölner Tageszeitung das Interview mit einer bekannten Filmschauspielerin veröffentlicht (Ellen Schwiers mit Gerd Courts in "Kölner Stadtanzeiger" 166 v. 19./20. Juli 1980). In diesem Gespräch hat sie etwas gesagt, was viele Menschen heute ebenfalls denken.

"... Vieles von dem, was Kirchenpolitik ist, ist eigentlich nicht christlich. Ich bin aus der Kirche ausgetreten. Ich habe mir diesen Schritt genau überlegt, denn ich habe Kinder. Ich werde eines Tages sterben. Aber ich werde auch das durchstehen, ohne den Beistand der Kirche. Es hat mir vieles gestunken, und ich habe einen langen Sündenkatalog der Kirche angelegt, ehe ich mich zum Austritt entschloß. Es war nicht wegen der Steuer. Was ich da nicht mehr bezahle, gebe ich für die SOS-Kinderdörfer. Ehe sich die Kirche nicht reformiert, bin ich nicht bereit, diesen Verein zu unterstützen."
Der Reporter fragt daraufhin: "Und Sie unterscheiden zwischen Kirchlichkeit und Gläubigkeit?" Sie antwortet: "Ich glaube, von mir sagen zu können, daß ich eine gute Christin bin."
Für diesen Standpunkt einer 50- jährigen Frau habe ich volles Verständnis.
Vielleicht darf ich dennoch dieser Position eine andere gegenüberstellen:
Nicht nur für die Kirchenpolitik, sondern für alle Menschen in der Kirche gilt, daß vieles von dem, was sie in der Kirche und im Namen der Kirche sagen und tun nicht christlich ist.
Einen Sündenkatalog der Kirche vermag ich nicht aufzustellen - mir käme da immer mein eigener dazwischen, den ich besser kenne, - und ich weiß nicht so recht, welcher da größer ist.


Aber ich weiß, daß in der Kirche viele, viele Menschen leben, handeln und wirken. Nahezu zweitausend Jahre hindurch haben sie das getan - und sie alle haben dieser Kirche etwas hinterlassen von diesem Leben, Handeln und Wirken.
Für mich ist das mit allen Fehlern und Schwächen Gottes Werk. Ich sehe nicht, daß ich allein das anders oder besser machen könnte. Aber ich sehe, daß die Fragen, die diese an ihren Fehlern und Schwächen ja auch leidende Kirche an mich stellt, Aufforderungen sind, zu einem ganz geringen Teil daran mitzuwirken, daß diese Kirche zu ihrem Auftrag findet und daß sie ihn erfüllen kann. Ich habe Aufgaben in der Kirche übernommen und erfahren, daß die Last, die die Unvollkommenheit der Kirche darstellt, für mich dadurch nicht leichter, sondern größer geworden ist. Dennoch bleibe ich bei dieser Aufgabe, weil ich davon überzeugt bin, daß ich tatsächlich in wenigem doch dazu beitrage, Kirche, wie sie sich hier unter uns zeigt, lebendig zu erhalten. Ich bleibe auch deshalb bei dieser Aufgabe, weil meine Kinder in dieser Kirche eine Heimat finden sollen.
Auch ich warte auf eine Reformation der Kirche - nicht auf eine, die sich durch den Thesenanschlag an einer Kirchentür, durch eine politische oder physische Katastrophe oder auch durch eine theologische Revolution vollzieht, sondern auf die Reformation durch uns selbst, die wir uns Christen nennen und die wir dies durch unser tägliches Denken und Tun bezeugen. - Ob ich ein guter Christ bin? - Ich bin Christ. -

Was haben diese Zeugnisse mit unserem Text zu tun? Kirche ist eine Form christlicher Gemeinschaft - und unser Text handelt von der Gemeinschaft der Christen nach der Pfingstpredigt der Apostel.
Die zentrale Aussage liegt für mich in dem Satz: "Sie blieben aber beständig bei der Lehre der Apostel, bei der Gemeinschaft, beim Brotbrechen und bei den Gebeten." Diese Aussage wird umschlossen von der Feststellung "Die nun sein Wort annahmen, ließen sich taufen; und so wurden an jenem Tage an die dreitausend Menschen hinzugewonnen" zu Beginn und "Der Herr führte Tag für Tag Menschen, die zum Heil ausersehen waren, zur Gemeinde hinzu." Am Ende folgen dem Ruf Gottes die Menschen, die zur Gemeinde werden - und als Gemeinschaft ständig wachsen.
Diese Stelle spricht also von der Gemeinschaft der Christen und nennt als ihr wesentliches Merkmal die Beständigkeit. Diese Beständigkeit bewährt
sich in vier zentralen Elementen dieses Gemeinschaftslebens
- in der Treue zur Lehre der Apostel,
- in der tätigen Gemeinschaft,
- in der Verwaltung des Sakraments und
- im Gebet.

Die Treue zur Lehre der Apostel ist nicht selbstverständlich. Die Apostelgeschichte berichtet selbst davon, wie immer wieder die verschiedenen Gemeinden den Versuchungen durch ihre Umwelt erliegen, ja selbst die Apostel können sich nicht immer und zu jeder Zeit einigen. Es wird aber deutlich, daß christliche Gemeinschaft nur dort lebendig bleibt, wo die Lehre von Jesu Botschaft der Liebe und der Vergebung gehört und immer wieder von neuem angenommen wird.

Die eine Entscheidung, ich will Christ sein, wann immer wir sie treffen - und vielleicht haben wir sie selbst nie getroffen, sondern andere für uns -, diese eine Entscheidung macht uns nicht zum Christen. Auch hilft es uns nicht viel, wenn wir von der Richtigkeit der Botschaft Jesu überzeugt sind. Bewähren kann sich diese Überzeugung nur, wenn wir uns immer wieder von neuem anfallen lassen von dieser radikalen Zusage und wenn wir es immer wieder von neuem erleben, wie neu, wie groß - ja, auch wie schwer diese Botschaft ist.

"Also hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen eingeborenen Sohn gab, auf daß alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben." - Joh. 3, 16

'"Du sollst lieben Gott, deinen Herrn, von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüte.' Dies ist das vornehmste und größte Gebot. Das andere aber ist dem gleich. 'Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.' " - Matt. 22, 37 - 39

Kann man dazu sagen "Ja, so ist das. Ich glaube das?": Und wäre damit alles abgetan? Hätten wir damit den Glauben und Jesu Auftrag an uns erfüllt? Mir scheint, so geht das nicht.

Wie ist das mit der Liebe?

Vielleicht ist es wenigen unter uns begegnet - aber es geschieht doch immer wieder, daß ein Kind auf uns zustürmt, sich uns in die Arme wirft und dann sagt, ich hab dich lieb. Wir selbst unterbrechen unsere Tätigkeit und wenden uns dem geliebten Menschen zu, wir nehmen ihn in unsere Arme oder wir suchen seinen Blick. Es gibt auch Liebe unter Menschen, die sich ferne stehen. Ein Wort, ein Blick - und wir sind manchmal betroffen von dem Maß der Zuwendung, die wir erfahren. Ja, und es gibt die Liebe, die sich verschließt, die niemand erkennt - und der geliebte Mensch oft am wenigsten. Aber es gibt auch die Redensart: "Es ist keine Liebe mehr unter den Menschen. "
Wenn wir unseren Alltag einmal daraufhin beobachten, dann müssen wir wohl feststellen, daß wir vieles von dem wiederfinden. Es gibt nicht nur das eine oder nur das andere - alles dies und noch mancherlei mehr ist Wirklichkeit.
Beständigkeit im Leben unter der Botschaft Jesu ist das nicht. Diese Beständigkeit kann nur leben aus der immer von neuem gewonnenen Erfahrung, daß die Liebe das Zentrum unseres Lebens ist, daß sie unser. Verhält­nis zu Gott und unser Verhältnis zueinander bestimmt. Zu dieser Erfahrung gehört die Erkenntnis, daß Liebe etwas unendlich Schönes und Kostbares, aber auch etwas sehr Schweres ist, daß Liebe immer wieder neu gelebt werden muß. Das gilt für die Liebe zu Gott, wie für .die unter den Menschen.

In Beständigkeit zur Lehre der Apostel halten, heißt auch, die Worte der Apostel nicht absolut nehmen. Gerade das haben die Apostel niemals ernsthaft gewollt. Der christliche Glaube ist kein Buchstabenglaube. Und es ist kein Widerspruch, wenn ich gleichzeitig sage, daß er ein Glaube ist, der vom Wort - nämlich vom Wort Gottes - ausgeht und in die Tat mündet . Der christliche Glaube lebt aus der Verkündigung durch das Wort und er bewährt sich durch die Tat.

Die tätige Gemeinschaft ist - wie es eine Erläuterung zu dieser Stelle sagt - die gemeinsame Verwaltung des Besitzes zum Zwecke der Gemeindediakonie. Man hat diese Stelle vor allem in Verbindung mit den dann folgenden Sätzen häufig auf den materiellen Besitz allein bezogen. Aber das trifft meines Erachtens das Entscheidende dieser Aussage nicht so ganz. Hier wird deutlich, daß der einzelne um des andern und damit um der Gemeinschaft willen sich von dem Eigenen trennt, sich löst von dem, was er hat, und das, was er kann, nicht für sich selbst und um seinetwillen, sondern um des andern willen einsetzt.

Hinter den mancherlei Appellen an unsere Spendenbereitschaft, die wir zur Zeit erleben, sehe ich den Aufruf, die Gemeinschaft der Christen und ihre Verantwortung für diese Welt bis ins persönliche Leben hinein ernst zu nehmen. Nicht nur Geld, sondern Zeit, Kraft, Wissen und Können soll ich einsetzen für die Gemeinschaft, in der ich lebe. Hier wird dann deutlich, daß die materiellen und ideellen Besitztümer dieser Welt nicht persönlicher Besitz sind, sondern gewährte Leihgabe zur freien Nutzung.

Wenn wir das so sehen, dann ist diese Frage nicht mehr so einfach. Sie stellt sich tatsächlich in zwei Richtungen
- auf meine Person hin, wie ich persönlich es mit meinem Glauben halte, wie weit ich selbst einstehe für das, was Christus uns verkündet hat, und
- im Blick auf die Gemeinschaft, in der ich lebe.
Hier geht es darum, ob ich die Gemeinschaft anerkenne, ihr einen Anteil an meinem Leben einräume und bereit bin, für andere einzustehen, oder das alles nicht leisten will.

Die Verwaltung des Sakraments, so habe ich die Stelle zusammengefaßt, die vom Brotbrechen spricht. Sie nimmt das Bild der damaligen patriarchalischen Familie auf. Zu Beginn jeder Mahlzeit bricht der Hausvater das Brot. Die ersten Christen erlebten das ebenso - nur schlossen sie häufig an die Mahlzeit das Abendmahl an. Dieses Brotbrechen steht hier für die Gemeinsamkeit. Gemeinsamkeit in der christlichen Gemeinde ist zugleich Bekenntnis. Darum geht es. Wenn wir darüberhinaus an die Gemeinsamkeit im Abendmahl denken, dann erfahren wir in der Gemeinschaft mit anderen Christen die Zusage der Liebe Gottes und der Vergebung unserer Sünden immer wieder neu. Hier wird die Gemeinsamkeit sowohl im schuldhaft Unvollkommenen - wir bekennen ja unsere Sünden - wie auch im Empfangen der Liebe und der Vergebung auf eine ganz neue Ebene gehoben.

Beständigkeit im Gebet ist eine heute ungewohnte Form der Gemeinschaft, so scheint mir. Beten ist, so heißt es, die höchste und schwerste Form, in der der Glaube des Christen sich bewährt. Das Gebet ist der Vorgang, in dem ein Mensch sich und seine Welt versammelt vor dem Angesicht Gottes (Ratschow nach Hans Grewel "Christentum - was ist das? Ein Elementarbuch" Stuttgart. 1980, S.157). In diesem Verständnis bedeutet beten, daß unser ganzes Leben Gebet sein soll, ein fortschreitendes Durchdrungenwerden von dem Willen Gottes (Hans Grewel, aaO, S.158).

Wenn das so ist, dann ist Beten nicht gebunden an bestimmte Formen oder Worte. Diese Erkenntnis sollte diejenigen zum Gebet befreien, die sich sorgen, daß sie nicht den richtigen Weg finden. Allerdings verlangt Beten eine gewisse Anstrengung. Die Erklärungen haben es gezeigt. Wir sammeln uns, wir konzentrieren uns und richten all unsere Gedanken auf das Gebet. Das gelingt nicht ohne weiteres. Aber ein solches Beten wächst. Es nimmt zu an Kraft und Tragfähigkeit mit jedem neuen Versuch.
Ist aber Beten nicht etwas, das wir ganz persönlich mit Gott abmachen? Was hat das mit der Gemeinschaft zu tun?

Ja, Beten ist das ganz persönliche Gespräch des einzelnen mit Gott und wir sollten uns darin auch nicht beirren lassen.
Zugleich gibt es aber auch das Gebet der vielen. In der Gemeinschaft gewinnt das Gebet eine ganz andere Kraft - es umschließt uns und es trägt die unter uns, die keine Worte finden und jene, denen die Kraft zum Beten fehlt. Das gemeinsame Beten ermutigt auch diejenigen, die noch lernen möchten zu beten. Wir sehen, das Gebet in der Gemeinschaft ist zugleich Stellvertretung, Eintreten für andere - und Hilfe für den anderen. Auf diese Weise wird das Beten in der Gemeinschaft nicht zu einer Bedrohung, sondern zu einer Stärkung unseres persönlichen Verhältnisses zu Gott.

Beständigkeit im Gebet - möge sie uns allen geschenkt werden!

Darf ich nun auf die Zeugnisse zurückkommen, von denen ich eingangs sprach.

Unser Schrifttext spricht nicht von der Kirche, sondern von der urchristlichen Gemeinde. Er hat - so meinen viele - nicht die tatsächlichen Verhältnisse beschrieben, sondern gezeigt, wie eine christliche Gemeinschaft in der rechten Weise leben soll. So trifft dieser Text unsere Kirche ebenso wie all die anderen christlichen Gemeinschaften. Es kann des­halb nicht unsere Sache sein, diese Zeugnisse zu kritisieren. Wir sollten das also auch gegenüber der Schauspielerin nicht tun. Andererseits sollte ihr Urteil über die Kirche unserer Zeit ein Warnsignal sein, das uns aufruft, etwas von dem in unserer Kirche lebendige Wirklichkeit werden zu lassen, was uns Lukas in der Apostelgeschichte berichtet.

Herr, unser Gott, hilf du uns, daß die Kirche hier in dieser Welt zu deiner Kirche wird und die Gemeinschaft der Christen sich unter deinem Wort zusammenfindet im Dienst und im Gebet. Amen.

Und der Friede Gottes, welcher höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus. Amen.


Gemeinde: EKG 241,1 Vater unser im Himmelreich

Abkündigungen


- Fürbittengebet -

Herr, unser Gott,
du hast uns deinen Sohn gesandt, daß er uns erlöse von unseren Sünden und die Kraft der Liebe in uns wecke.
- Du hast ihn vom Tode auf erweckt und uns die Zusage des ewigen Lebens gegeben. Dein Heiliger Geist hat dein Wort mächtig werden lassen weit über die Zeiten hinweg. Nun stehen wir vor dir und müssen bekennen, daß wir kleinmütig und schwach sind.

Wir bitten dich,
hilf unserer Schwachheit auf, damit wir die Kraft finden, die Kirche unsererTage als deine Kirche mit Leben zu erfüllen. Gib uns den Mut zu rechtem Dienst und zeige und die Wege zum Gebet.

Wir bitten
für unsere Kinder. Schütze sie in den Bedrohungen unserer Welt und führe sie den Weg zu dir.

Wir bitten für die Eltern und Erzieher, daß sie ihre vielfältig Aufgaben mit froher Zuversicht auf sich nehmen und mit Dankbarkeit erfüllen.

Wir bitten
für die Kranken, die sich oft verlassen fühlen und sich fragen, welchen Sinn ihr Leben noch hat, das ja von Schmerzen und Verzweiflung begleitet ist. Sei du ihnen Trost und gib ihnen die Kraft, ihren Weg gemeinsam mit dir zu gehen. Sei auch bei den Ärzten und Schwestern, bei den vielen, die kranken Menschen helfen wollen. Laß sie nicht müde werden in ihrem Dienst und gib ihnen den frohen Mut, den sie für sich und ihre Kranken brauchen.

Wir bitten
für die alten und gebrechlichen Menschen. Sie sehen das Ende ihrer Tage vor sich - Ungewißheit quält sie über das, was sie erwartet. Sei du bei ihnen und laß sie erkennen, daß du sie nicht verläßt, sondern sie trägst hier in diesem - aber auch hinüber in das spätere Leben.

Wir bitten
in der Stille für diejenigen, die uns nahe stehen, für die vielen, die wir nicht kennen und die dich doch auch brauchen - - -

Mit den Worten deines Sohnes beten wir zu dir: Unser Vater im Himmel, geheiligt werde dein Name, dein Reich komme, dein Wille geschehe wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen; denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

- Schlußsegen -
Der Herr segne und behüte uns! Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig! Der Herr hebe sein Angesicht über uns und gebe uns Frieden!

Gemeinde: Amen. Amen. Amen.


Materialien:
- "Stuttgarter Erklärungsbibel nach der Übersetzung von Martin Luther" mit Einführung und Erklärungen. Stuttgart. 2.A. 1992, S. 1379 f
- "Neue Jerusalemer Bibel" - Einheitsübersetzung mit dem Kommentar
der Jerusalemer Bibel - Deutsche Ausgabe herausgegeben von
Alfons Deissler und Anton Vögtle in Verbindung mit Johannes Fl. Nützel Freiburg, Herder, 12.A. 1985, Druck 2001, S. 1559 f
- Roloff, Jürgen
"Die Apostelgeschichte", übersetzt und erklärt
Göttingen, Vandenhoeck & Ruprecht. NTD Band 5, 17. A., 1. dieser
neuen Fassung. 1981, S. 63 - 68
- Flesch-Tiberius, Marlies in "Assoziationen" Band 2, Stuttgart. Radius Verlag. Herausgegeben von Walter Jens, 1979, S. 140 f

Mittwoch, 1. Dezember 2010

Zum Selbstverständnis meines Predigens

Die langjährige Leiterin unserer Gemeindebücherei vermittelte mir in den ersten Jahren meiner Predigttätigkeit das Besondere meiner Art zu predigen. Mein Standpunkt sei die Mitte der Gemeinde. Man habe nicht den Eindruck, die Gemeinde werde "angepredigt“, sondern vom Prediger hineingenommen in seinen Umgang mit dem Text. Die andere Stimme kommt von einem mir fremden Predigthörer aus einer Gemeinde, in der ich wohl öfters als Gastprediger zu Besuch war. Es dürfte in den Jahren zwischen 1990 und 2002 gewesen sein, daß er mir sagte, in meinen Predigten komme immer die Gegenwart vor.

Als Laienprediger rede ich "die Gemeinde" selten an, spreche eher von "Sie und ich" - "Sie" - "Wir". Die Anrede "liebe Gemeinde" war mir deshalb schwer möglich, weil ich mich dann hätte selbst mit anreden müssen. Nur in Zusammenhang mit Amtshandlungen, in dem die Gemeinde als Gemeinschaft aufgerufen ist als Zeuge oder als Heimat, geistliche Heimat der Täuflinge oder der Paare, habe ich die Gemeinde als solche unmittelbar angesprochen.

Von vornherein habe ich mich aus dogmatischen Erörterungen herausgehalten, soweit das möglich war. Von meinen persönlichen Möglichkeiten her habe ich sowohl die dogma­tischen Elemente den Theologen, den Pfarrern überlassen wie auch die Mission in ihrer ganzen Breite. Meine Möglichkeit der Mission besteht in dem, was andere als Vorbild für sich an meinem Handeln erkennen. Von theologischer Seite kam anfangs der Einwand, es fehle das "Ich aber sage euch!" Das ist wahr. Dafür fehlen mir Sendungsbewußtsein und Berufung.

Was aber ist nun die Motivation für mein Predigen? Es ist zunächst die Gewißheit, daß ohne die Botschaft Jesu Christi die Erde von der Menschheit bereits zerstört worden wäre. Es gilt also, sie so umfassend wie möglich zu verbreiten. Dann habe ich die Erfahrung gemacht, daß diese Botschaft viel mit unserem Leben zu tun hat. Eine wichtige Begründung für das Predigtamt der Laien (Nicht-Theologen) in der Kirche lautet, daß sie mehr von der Lebenswirklichkeit in der Verkündung erkennen lassen können als es die auf ihre Kirche konzentrierten Theologen könnten. Ein Laie geht anders an die Verkündigung heran als ein Theologe. Allerdings habe ich auch einige Einflüsse aus meinem Berufsleben auf meine Predigten feststellen können.

Mehr über diese Einflüsse findet sich auf der Seite Selbstverständnis des Predigers.